Es ist das letzte zu Lebzeiten Mozarts angefertigte Bild, das noch erhalten ist. Und es ist eines von zehn weltweit anerkannten authentischen Mozart-Bildern, die nicht verschollen sind. Da vier davon die Stiftung Mozarteum besitzt, gibt es an keinem Ort der Welt so viele zu Lebzeiten Mozarts angefertigte Portrats wie in Salzburg. Die Silberstiftzeichnung sei die "Kronung" der Sammlung von Mozart-Portrats, teilte die Stiftung Mozarteum mit. Am Mittwoch wurde das 76 mal 62 Millimeter grosse Blatt, verwahrt in einer holzernen Vitrine mit Glasdeckel, vor Journalisten prasentiert. Nun verschwindet die Miniatur im Tresorkeller der Stiftung. In Sonderfuhrungen auf Anfrage wird sie gezeigt werden. Denn: Licht ist ihr grosster Feind. Fur die in Mozarts Geburtshaus auszustellende Kopie wird der Regisseur Bob Willson eine Installation entwerfen. Ein Faksimile-Druck wird in den Salzburger Mozart-Museen verkauft. Das Bild ist nicht einmal so gross wie der Handteller einer zierlichen Dame. Seine Striche sind so zart und zahlreich, dass die Details fast nur durch eine Lupe zu erkennen sind. Das Bild ist zugleich weich und hart: Das mit Kreide grundierte Papier wirkt wie gepuderte Haut; die silbrigen Striche sind ungewohnlich dunn, fest und markant. Trotz der vielen winzigen Details wirkt die Zeichnung zugig und spontan. Sie entstand an dem Abend, als Mozart in Dresden bei Oberkonsistorialrat Christian Gottfried Korner eingeladen war. Dessen Schwagerin Doris Stock, Tochter eines Kupferstechers, hielt Mozarts Profil in der Zeichnung fest. Diese ist nur geringfugig beschadigt, am oberen Rand ist eine kleine Absplitterung, am rechten Rand ein dunner Riss. Sie wurde nie restauriert, ist also fast in jenem Zustand, in dem Mozart selbst sie an diesem Aprilabend 1789 betrachtet haben durfte. Die Zeichnung wurde Vorlage fur viele posthum angefertigte Mozart-Portrats. Der Ankauf wurde moglich, da die Schoellerbank der Stiftung einen zinslosen Kredit gewahrt. Nun werden Mazene gesucht."